Wie alles begann- Schnapsideen, die Wunderbares bewirken.

Kennt ihr das, wenn man eine verrückte Idee hat, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht? Die einen nicht loslässt, egal was man macht? Genau so eine Idee wurde bei mir zu einem Wendepunkt in meinem Leben.

Alles begann mit einer Lesung in Olpe und einer Facebook Gruppe.

Zu der Zeit, 2012, hatte ich gerade angefangen, auf der ein oder anderen Bücherseite im Internet und der jeweils zugehörigen Facebook Gruppe zu stöbern. Und damit fing alles an.

In einer dieser Gruppen begann ein Gespräch über ein ziemlich geniales Event, das hier bei mir in der Nähe, genauer gesagt in Olpe, stattfinden sollte. Eine Benefiz Lesung zugunsten des Kinderhospiz Balthasar, und die Namen der teilnehmenden Autoren waren der Hammer. Sebastian Fitzek, Arno Strobel und Wulf Dorn. Drei ganz Große bei einer gemeinsamen Lesung- logisch, das ich mir das nicht entgehen lassen würde. Eh kein Problem, wohne ja ums Eck. Da sah es bei den anderen schon anders aus. 
Verstreut über ganz Deutschland. Stuttgart, Mainz, Berlin, Hannover...und es kam die große Frage auf: wie anreisen und vor allem: wo übernachten? 

Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, aber irgendwann schaltete sich der veranstaltende Buchhändler mit ein und bot der Truppe fest entschlossener Damen an: " Wenn ihr wollt- schlaft bei mir im Laden, da ist Platz genug!"
Die Begeisterung war, verständlicherweise, riesig. Mein Neid auch. Eben hatte ich es noch toll gefunden, um die Ecke zu wohnen. Jetzt nicht mehr. Ich konnte zuhause schlafen, dabei hätte ich soooo gerne auch mal in einem Buchladen übernachtet! Aber wäre ja Blödsinn. Der würde mir vor den Kopf zeigen, wenn ich frage!

Ihr erratet es sicher schon: Irgendwann war die Sehnsucht, auch zwischen Bücherregalen zu schlafen und sich somit den Traum eines jeden Bücherwurmes zu erfüllen, einfach zu groß. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte, ob ich vielleicht auch im Buchladen schlafen darf. Die Antwort: "Ja klar, ist doch Platz genug!" Ich bin fast ausgeflippt vor Freude! Ich, die kleine Anja, deren Welt aus ihrem Job, ihrem Zuhause und ihrer besten Freundin bestand- ich würde ein Abenteuer erleben! 
Gut, ein bisschen mulmig war mir schon. Die einzige Lesungsteilnehmerin, die ich kannte, war meine Freundin Marion. Wir sind seit der Grundschule befreundet, hatten uns gute 30 Jahre nicht mehr gesehen und auch über die Büchergruppe wiedergefunden. Sie konnte aber bei der Übernachtung nicht dabei sein. Also würde ich die Nacht mit vier mir völlig unbekannten Frauen in einer Buchhandlung verbringen. Schluck.... Naja, tröstete ich mich, sollte die Chemie nicht stimmen, könnte ich ja immer noch heim fahren.
Die Lesung selbst war total genial, im Anschluss daran hatten wir dann noch die Möglichkeit, ein paar sehr schöne Gruppenfotos mit den Autoren zu machen, die von uns verrückten Hühnern gehört hatten und die Aktion klasse fanden. Und spätestens auf dem gemeinsamen Weg zur Buchhandlung war endgültig klar: Die Chemie stimmt zwischen uns allen. Und wie die stimmte! Und das lag nicht nur am Sekt, den uns der Herr des Hauses großzügig spendierte. 


So verbrachten wir einen herrlich lustigen Abend, suchten uns die Schlafplätze nach Genres aus, winkten vorbeigehenden Passanten..  Die Krönung war nachts um drei der Lieferant, der offenbar völlig normal fand, das fünf Damen im Pyjama im Buchladen sind, ihm die Tür aufhalten und die angelieferten Kisten mit den " Novitäten" Etiketten sehnsüchtig anschmachten. Entweder passiert dem das dauernd oder er war einfach nur ne verdammt coole Socke. :-D
Nach einer übersichtlichen Menge an Schlaf wachten wir dann morgens zwischen Bücherregalen auf- was für ein Genuss! Die Augen aufmachen und alles ringsum ist voller Bücher! Herrlich !
Während wir uns fit für den Tag machten, die Kaffeemaschine strapazierten und den Laden wieder in den Ursprungszustand zurückversetzten, stöberten wir alle erstmal ausgiebig nach frischem Lesestoff.
Dann kam auch schon der Chef des Ganzen mit frischen Brötchen für alle. So lieb! 
Nach dem gemeinsamen Frühstück trennten sich dann nach und nach, schweren Herzens, unsere Wege. Aber wir haben uns fest vorgenommen, in Kontakt zu bleiben und uns auch mal wieder zu treffen.
Und das haben wir seitdem mehrfach geschafft. Es klappt leider nicht immer, uns alle unter einen Hut zu bekommen, aber wir arbeiten dran.

Tja, und war vor dieser Lesung meine Welt klein und übersichtlich, wurde sie nach diesem Tag riesengroß, bunt und abenteuerlich. Nix mehr nur Arbeit, Zuhause und Freundin ums Eck. Da ich meine alte Freundin Marion wiedergetroffen und in ihr eine wunderbare Komplizin gefunden hatte, hielt ich nach weiteren Lesungen Ausschau, bei denen man sich treffen könnte.

 
Mecklinghausen, Düsseldorf, Köln...wir arbeiten an London, Paris und New York. 
Besuche in Stuttgart, Treffen auf der Buchmesse, ein lustiger Abend in Gelsenkirchen, Treffen bei den unvermeidlichen, kultigen Lesungen in Olpe....es sind wunderbare Freundschaften entstanden, die ich um nichts in der Welt mehr missen möchte.
Und mein Reisefieber geht inzwischen so weit, das ich mal eben für eine Stephen King Lesung nach Hamburg gefahren bin. Klein Anja. Ganz alleine. Es war verrückt und herrlich und die Erfüllung eines Lebenstraums. Stephen King einmal live sehen!

Und ohne diesen einen Abend in Olpe....wäre der Großteil dieser wunderbaren Dinge nicht passiert, ich hätte viele Menschen, die ich auf diesen Reisen kennengelernt habe, nie getroffen und mein Leben wäre soviel ärmer! Lesen bewegt vieles, und für mich hat es das ganze Leben verändert, wofür ich unendlich dankbar bin.

Und es hat mir meine allererste Freundin zurückgebracht. Wir wohnen gar nicht so weit voneinander weg , waren sogar des Öfteren auf den gleichen Veranstaltungen zugegen, haben uns aber nie getroffen. Fast dreißig Jahre lang. Und dann kam Facebook, wir haben und verabredet- und, ob ihr es glaubt oder nicht, wir verstanden uns immer noch so gut wie früher, als wäre nicht ein Tag dazwischen gewesen. Und das, obwohl wir ganz unterschiedliche Lebenswege gegangen sind. Wir lachen über die selben Sachen, können stundenlang quasseln, haben ähnliche Interessen....es ist wirklich irre. 

Das beweist, das Lesen nicht einsam macht, im Gegenteil. Es verbindet und kann, wenn man so ein Glück hat wie wir, Menschen verbinden und die Welt so viel schöner machen! <3

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Kommentare: 2
  • #1

    Ankas Geblubber (Montag, 23 November 2015 20:10)

    Ach Anja, da kriege ich gleich Pipi in die Augen. Soooo ein schöner Artikel. Ich habe dich ganz ganz ganz fest ins Herz geschlossen und bin einfach mega glücklich darüber, dass uns das thrillige Schicksal zusammengeführt hat!
    Alles alles Liebe,
    Anka

  • #2

    Cindy von Kumos Buchwolke (Samstag, 19 Dezember 2015 11:27)

    Hallo liebe Anja,

    Was für ein tolles Erlebnis und ich hätte da auch mitgemacht, auch wenn ich nebenan gewohnt hätte. Im Sommer war ich bei dem ersten Blogger Camp Wochenende dabei und das obwohl ich dort auch niemanden kannte und es von Berlin aus, ebenfalls weit weg war. Es war fantastisch, nur Schade das die liebe Anka krank geworden ist. Dafür konnte ich andere liebe Menschen kennen lernen. Bücher verbinden. :D

    Liebe Grüße Cindy