Oh wow, ich hab Blutdruck! Was für eine wilde Jagd!
Und das ist genau das Gefühl, das ich so liebe, wenn ich ein Stephen King Buch durchgelesen habe. Ich klappe es zu und sitze mit Herzklopfen da, schaue auf das Buch herunter und versuche zu
sortieren, was da gerade passiert ist.
Inzwischen liegt es neben mir auf dem Drucker und jedes Mal, wenn ich hinschaue, macht sich ein Grinsen auf meinem Gesicht breit. Geiles Buch! ;-) (Sorry für die explicit language- aber so ist es
nunmal!)
Worüber ich rede? Über das hier:
„Mr. Mercedes“ von Stephen King
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN 978-3-453-26941-5
Der Klappentext:
Eine wirtschaftlich geplagte Großstadt im Mittleren Westen der USA. In den frühen Morgenstunden haben sich auf dem Parkplatz vor der Stadthalle hunderte verzweifelte Arbeitssuchende eingefunden.
Jeder will der Erste sein, wenn die Jobbörse ihre Tore öffnet.
Im Morgendunst blendet ein Autofahrer auf. Ohne Vorwarnung pflügt er mit einem gestohlenen Mercedes durch die wartende Menge, setzt zurück und nimmt erneut Anlauf. Es gibt viele Tote und
Verletzte. Der Mörder entkommt.
Noch Monate später quält den inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges, dass er den Fall des Mercedes-Killers nicht aufklären konnte. Auf einmal bekommt er Post von jemand, der sich
selbst der Tat bezichtigt und ein noch diabolischeres Verbrechen ankündigt.
Hodges erwacht aus seiner Rentnerlethargie. Im Verein mit ein paar merkwürdigen Verbündeten setzt er alles daran, den geisteskranken Killer zu stoppen. Aber der ist seinen Verfolgern immer einen
Schritt voraus.
Mein Eindruck:
Der erste Schockeffekt erwischte mich, weil ich eben den oben zu lesenden Klappentext nicht gelesen, sondern mich sofort auf das erste Kapitel gestürzt habe. Ein junger Mann, der in der Schlange
der Jobbörse auf eine ebenso junge Frau und ihr Baby trifft. Ihre Sorgen und Nöte, der junge Mann, der der Mutter und dem Baby seinen Schlafsack überlässt, weil das kleine Mädchen frische
Windeln braucht und das Wetter alles andere als freundlich ist. Und während der Leser sich in Gedanken mit der Situation von Mutter und Kind beschäftigt, bricht das Grauen los.
An der Stelle habe ich das erste Mal mit offenem Mund über dem Buch gesessen: „ Nee, oder?!“
Tja, so ist er, unser Meister des Schreckens- aus dem ganz gewöhnlichen Alltag bricht das Unheil herein. Man weiß es, als King Fan liebt man es- und doch schockt es mich immer wieder.
So, wie ich seine Charaktere immer wieder liebe.
Der Detective in Rente, der keinen Sinn mehr im Leben sieht und von Selbstzweifeln wegen eines ungelösten Falles geplagt wird. Der nette Junge aus der Nachbarschaft, hochintelligent und mit
schrägem Humor. Der Eisverkäufer und seine Mutter…es tauchen einige wirklich interessante und auch witzige Personen auf. Ich möchte allerdings nicht allzu sehr ins Detail gehen- ich befürchte zu
spoilern, wenn ich ins Plaudern gerate. ;-)
Der Killer ist auf jeden Fall ein Mensch auf der Schwelle zwischen Genie und Wahnsinn. (Letzteres ist kein Wunder, bei seiner Lebensgeschichte…) Einmal achtet er auf das kleinste
Detail, auf das man selbst überhaupt nicht gekommen wäre, dann wieder lässt er sich hinreißen und geht irrwitzige Risiken ein. Und ist dabei so unauffällig für seine Mitmenschen, wie es nur geht,
fast unsichtbar. Ich bin fast wahnsinnig geworden, wenn einer der Charaktere fast über die Füße des Killers stolperte, ohne den Hauch einer Ahnung zu haben.
Insgesamt ein sehr spannendes, packendes Buch mit, wie ich finde, furiosem Ende.
Wie gesagt, ich mag nicht weiter ins Detail gehen, weil ich nicht zuviel verraten möchte. Nur soviel, es ist ein Psychothriller, kein Horror Roman. Also auch etwas für die Leute, die Stephen King
noch immer ausschließlich für einen Autor von Horror Stories halten. Aber gute Nerven sollte man schon haben, für Zartbesaitete ist das Buch wohl eher nicht geeignet. ;-)
Noch eine Frage an die King Fans, die es schon gelesen habe: Fühltet ihr Euch auch hie und da an Derry oder Colorado erinnert? Nur mal so, unter Insidern? :-D
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Und damit ziehe ich mich zurück und stecke meine Nase ins nächste Buch. ;-)
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Ankas Geblubber (Sonntag, 27 September 2015 11:14)
Liebe Anja,
vielen Dank für dieses tolle Beispiel dafür, warum ich meine, dass du die Buchbloggerwelt bereichern wirst. Du hast so eine unverbrauchte, locker-leichte Schreibe und lässt dich nicht in irgendwelche Rezensions-Raster quetschen, sondern plauderst einfach aus dem Bauch heraus. So, als würde ich mich mit dir unterhalten.
Ganz ganz toll! Danke für diesen Buchtipp! Meinst du, ich sollte auch mal reinlesen? Mit Psycho komme ich gut klar, nur nicht mit grausamer körperlicher Gewalt. Was meinst du?
Liebe Grüße
Anka
Anja (Sonntag, 27 September 2015 12:34)
Liebe Anka,
Vielen Dank für Deine netten Worte! <3
Fakt ist, ich habe lange mit mir gehadert, ob ich bloggen soll, eben weil ich diese Rezensionen, wie man sie oft sieht und wie sie wohl eigentlich sein sollen, nicht drauf habe. Ich bin ein Gefühlsmensch, ich rezensiere aus dem Bauch heraus. Anders kann ich nicht.
Dank einer Unterhaltung mit einer befreundeten Autorin habe ich festgestellt, das "anders" aber nicht "falsch" bedeuten muss...tja, und da bin ich. Deine Worte bestärken mich darin, das es nicht falsch war, den Mut zu fassen und einfach los zu bloggen. Danke! <3
Was das Buch angeht...ich denke, Du solltest es probieren. :-) Ob Psychothriller oder Thriller....ich bin mir nicht 100 % sicher, ob ich mit der Bezeichnung richtig liege, aber vieles spielte sich, zumindest bei mir, im Kopf ab. Sicher, King ist nicht zimperlich, aber es ist kein Roman, der auf Splatter setzt. Und die einzelnen Charaktere machen sehr viel vom Buch aus, die beschreibt King wunderbar. Der Mann kann einfach schreiben, da braucht es auch keine Geister oder Monster- wenn man von den menschlichen einmal absieht.
Bin gespannt, ob Du Dich vom mir verführen lässt! ;-)
Liebe Grüße,
Anja
Rena (Sonntag, 27 September 2015 14:13)
Hallo,
ich habe zwar den ersten Teil (Mr.Mercedes) noch nicht ganz durch, aber ich teile deine Meinung. Irgendwas hat dieses Buch an sich, man kann es kaum beschreiben, aber dein "Geiles Buch" trifft es ohne große Worte auf den Kopf.
Deine Rezension hat mir gut gefallen und ich werde mit Sicherheit mal wieder vorbei schauen...
Liebe Grüße, Rena
Anja (Sonntag, 27 September 2015 14:51)
Liebe Rena,
Vielen Dank für die netten Worte- und viel Spaß noch beim Rest des Buches. Oder Hörbuches. ;-)
Kann Dir übrigens im Anschluss " Finderlohn" wärmstens ans Herz legen! Bin noch nicht durch, aber es ist genau so gut geschrieben. Und man trifft auf ein paar alte Bekannte aus Mr. Mercedes.
Liebe Grüße
Anja
Sheena (Montag, 28 September 2015 07:55)
Hey liebe Anja,
Durch deine Buchempfehlung wandert dieses Buch nun gleich auf meiner Wunschliste, bin schon ganz gespannt.
LG Sheena
Anja (Montag, 28 September 2015 21:57)
Hallo Sheena,
Ich hoffe, Es gefällt Dir auch so gut wie mir! Und wenn dem so ist, schreib " Finderlohn" gleich mit auf die Liste. Bin noch nicht durch, aber was ich bis jetzt gelesen habe, gefällt mir wieder sehr gut.ä
LG Anja