Inhaltsangabe:
Wie sähe eine Welt aus, in der jeder böse Gedanke, jede Sünde sichtbar wäre? Dan Vyleta entwirft in Smoke ein faszinierendes historisches Englandgegen Ende des 19. Jahrhunderts, das von einem besonderen Phänomen geprägt ist:
Jede Verfehlung, Unaufrichtigkeit oder Bosheit manifestiert sich als Rauch, der unkontrolliert dem Körper entweicht und haut und Kleider mit dunklem Ruß befleckt. In dieser Welt leben Thomas und Charlie, Schüler eines strengen Elite-
Internats in Oxford, an dem jungen Adligen die Sünde ausgetrieben werden soll, denn: die Aristokratie ist tugendhaft und gerecht, ebenso wie ihr Herrschaftsanspruch. Besonders Thomas, dessen nebelhafte Vergangenheit für viel Gemunkel unter den Kommilitonen sorgt, scheint sein inneres Dunkel nur schwer zügeln zu können, und gerät deshalb immer wieder in Schwierigkeiten.
Seine Seele ist hoffnungslos verdorben, ja schlimmer noch: ansteckend, glaubt er. Bis Charlie bei einem Schulausflug nach London einen Mann sieht, der trotz des ihn umgebenden Lasters frei von der lauernden Präsenz des Rauchs ist.
Wie kann das möglich sein? Die beiden Freunde beginnen zu begreifen, dass die Gesetze des Rauchs längst nicht für alle gelten. Auf der Suche nach der Wahrheit stürzen sie sich in ein dramatisches Abenteuer voller Gefahren und Intrigen und rufen damit schon bald mächtige Feinde auf den Plan...
Meine Meinung:
Erst musste ich grinsen und dachte: "Mann, da würden einige Leute um mich herum qualmen wie die Schlote!" Doch dann fiel mir ein, das es mit Sicherheit mehr als eine Situation im Leben gibt, in der es mir selbst nicht viel anders ergehen würde...
Und da in der Gesellschaftsschicht, der Thomas und Charlie entstammen, rauchen verpönt ist, braucht es eine Menge Disziplin und Selbstbeherrschung, es zu vermeiden.
Einer meiner ersten Gedanken war: Sollte mich nicht wundern, wenn da die oberen Zehntausend nicht Mittel und Wege hätten, Rauch irgendwie zu unterdrücken oder unsichtbar zu machen. Ob ich richtig lag? Tja, das müsst Ihr schon selbst herausfinden.
Ich kann Smoke durchaus empfehlen, wobei es für mich kein "Pageturner" im eigentlichen Sinne war. Ich habe es des öfteren nachdenklich beiseite gelegt, es hatte auch, gerade im Mittelteil, durchaus seine Längen. Trotzdem mochte ich es weder abbrechen noch querlesen, denn dazu war es trotz allem viel zu interessant.
Der Unterschied der Gesellschaftsschichten, die Kluft zwischen arm und reich, wird extrem deutlich und regt zum Nachdenken an.
All diese Charaktere, von denen man nicht weiß, wem man trauen kann, der Rauch und seine Wirkung, die Frage, wie die Geschichte ausgeht und ob sie überhaupt gut ausgehen kann- all das hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.
Leider ist auch nicht alles bis zum letzten Detail aufgeklärt worden, aber vielleicht gibt es ja einmal ein Prequel, das Licht ins Dunkel bringt, wer weiß.
Mein Fazit:
Smoke ist anders. Ich könnte es keinem Genre wirklich zuordnen.
Und man muss sich auf das Buch einlassen, eben weil es anders ist.
Aber ich mag es genau deswegen, mir hat es gefallen, auch wenn es die ein oder andere Länge hatte. Ich bin einfach fasziniert von der Geschichte .
Also, wenn Ihr experimentierfreudig seid und auch gerne mal einer etwas (gänzlich?) anderen Geschichte eine Chance geben mögt, schaut es Euch an.
Mir jedenfalls ist es ans Herz gewachsen und bekommt seinen festen Platz im Bücherregal. Eins der Bücher, die ich nicht mehr hergebe.
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Claudia (Sonntag, 16 April 2017 14:43)
Klingt sehr interessant. Könnte meins werden